König Ludwig I. machte München zur Kunsthauptstadt, war ein großer Stehgreif-Dichter und ein nicht ganz so erfolgreicher Playboy. Am 29. Februar 1868 ist er gestorben. Autorin: Brigitte Kohn
Im Februar 1868 wird Bayerns abgedankter König krank und kann nicht mehr genesen. Endlos dehnt sich die Todesnacht, immer wieder schreckt der Sterbende hoch: „Ein Uhr, und ich bin noch nicht tot!“ Stunden später, am Morgen des 29. Februar 1868, ist es vorbei. Ludwig I., der Großvater des Märchenkönigs Ludwigs II., liegt begraben in der Münchner Abtei St. Bonifaz, sein Sarkophag steht auf dem Sarg seiner Gattin Therese: jener Therese, der zuliebe anlässlich der Hochzeit im Oktober 1810 das erste Münchner Oktoberfest stattfand, auf der nach ihr benannten Theresienwiese.
Königliche Verse
Doch bierselig und feierfreudig war Ludwigs Alltag keineswegs. Er war ein bienenfleißiger Monarch mit einem Arbeitstag von 14 Stunden, ein Arbeitssüchtiger, der Berge von Akten verschlang und auch seine Minister schuften ließ, bis sie zusammenbrachen. Schließlich galt es, im Zeitalter der bürgerlichen Revolutionen die Monarchie zu verteidigen und dem jungen bayerischen Königreich Glanz und Größe zu verleihen. Ludwigs Bauten, der Münchner Königsplatz mit Glyptothek und Propyläen, die Ludwigstraße und die Residenz, brachten den Glanz der Antike und das Flair des Südens nach München und machten es zur Weltstadt.
Schönheitssüchtig war dieser König in jeder Beziehung. Auch den Frauen konnte er nie widerstehen. Beflügelt von den Küssen seiner Musen, brachte er in seltenen Mußestunden Verse wie diese zu Papier:
Bloß die Liebe kann die Liebe lohnen,
nur dem Herzen schenket sich das Herz,
ohne sie sind eine Last die Kronen,
ach, es heilt kein Thron des Herzens Schmerz.
Gattin Therese gewöhnte sich an seine Affären, das bayerische Volk gönnte sie ihm auch. Nur bei der zwielichtigen und hochfahrenden Lola Montez, der letzten seiner Mätressen, wurde es eng. Dabei hatte der alternde Monarch sie ganz besonders ins Herz geschlossen. Dem besorgten Erzbischof von München und Freising entgegnete er: "Bleib du bei deiner Stola, ich bleib bei meiner Lola!", und überschüttete die junge Schönheit weiter unbeirrbar mit heißblütigen Versen.
"Heiteren Sinnes, froh und helle
Lebend in der Anmut hin,
Schlank und zart wie die Gazelle
ist die Andalusierin!"
Besinnungslos entflammt
Niemand konnte dem bis zur Besinnungslosigkeit Entflammten begreiflich machen, dass Lola Montez weder Lola Montez hieß noch Andalusierin war, sondern eine aus Irland stammende mittelmäßige Tänzerin - mit abenteuerlichem Lebenslauf, in der Liebe wild auf ihren Vorteil aus. Sie verbrauchte Unsummen von Geld, beförderte ihre Günstlinge in hohe Ämter und ohrfeigte auf offener Straße Leute, die ihr im Weg herumstanden.
Als Ludwig sie dann auch noch adelte und eine Gräfin von Landsberg aus ihr machte, war das Maß voll im Revolutionsjahr 1848. Es kam zu offenen Tumulten, und Ludwig musste abdanken. Auch Lola räumte das Feld und ging nach New York. Sie vermarktete die Geschichte mit Ludwig als Schauspielerin am Broadway und hielt historische Vorträge des Inhalts, dass die großen Wendungen der Weltgeschichte allein von Frauen herbeigeführt werden.