Die Arbeitswelt ist gegenwärtig durch schnellen Wandel und tiefgreifende Veränderungen gekennzeichnet, und zwar aus folgenden Gründen: Die Märkte sind globalisiert und hängen immer mehr voneinander ab, die Informations- und Kommunicationstechnik kommt in alle Arbeits- und Lebensbereiche. Die Entwicklung zur Wissensgesellschaft mit ihren neuen Formen der Arbeit und Beschäftigung stellt also Unternehmen und Beschäftigte sowie die Politik täglich vor neue Probleme.
Die Informations- und Kommunikationstechnologie verringert die räumliche und zeitliche Bindung von Arbeit. Dies wird durch die fortlaufende Globalisierung noch verstärkt. Technische Innovationen und neue Organisationsstrukturen verlangen von den Arbeitsnehmern, sich fehlendes Wissen selbstständig aneignen zu können und ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln. Die erfolderlichen Veränderungen müssen aber, weil es wegen des Geburtenrückgangs an jungen Arbeitskräften mangelt, von immer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigt werden, die jahrzehntelang mit der traditionellen Erwerbsarbeit vertraut sind und nicht so schnell auf die neuartigen Arbeitsverhältnisse umgeschult werden können.
Die Veränderungen der Arbeitswelt stellen neue Anforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Psychosoziale Faktoren und die Multikausalität arbeitsbedingter Erkrankungen müssen stärker berücksichtigt werden. Heute handelt es sich oft um Symptome der köperlichen und geistigen Erschöpfung in einem langen Prozess. Das erste Stadium beginnt mit Überlastung wegen zu viel anstrengender körperlicher Arbeit oder wegen geistiger Überforderung wie Leistungsdruck. Nach einer Weile kommt es zur körperlichen, emotionalen oder geistigen Erschöpfung. Aus diesem Grund müssen gesundheitsrelevante Aspekte von vornherein in Managementsysteme integriet werden.
Arbeit ist nicht nur Erwerbsarbeit. Die Arbeit in Haushalt und Familie sowie ehrenamtliche und gemeinnützige Tätigkeiten haben nicht nur hohe soziale Relevanz, sondern auch erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung, weil die öffentlichen Haushalte entlastet werden.
Die Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnik fördern Kooperationsformen, in denen die Einzelnen räumlich voneinander entfernt in virtuellen Organisationen arbeiten können. Direkte und unmittelbare Kooperation und Kommunikation nehmen dabei ab. Es muss trotzdem sichergestellt werden, dass die Innovationsfähigkeit auch unter den neuen Arbeitsbedingungen erhalten bleibt.
Das ganztägige, auf Dauer ausgerichtete „Normalarbeitsverhältnis“ wird heute also durch ein breites Spektrum ersetzt: Leiharbeit, Teilzeitarbeit, befristete Arbeitsverträge und Ein-Person-Unternehmen, möglicherweise im Wechsel und unterbrochen von Phasen der Arbeitslosigkeit. Eine Existenz als „Arbeitskraft-Unternehmer“ bietet vielfältige Chancen, Beruf und Privatleben besser aufeinander abzustimmen, es ist aber auch zu befürchten, dass derartige Tätigkeitswechsel mit hohen Anforderungen an die Selbststeuerung von Arbeit und Weiterbildung große Teile der Erwerbstätigen überfordert.