2.1 Umfang des Textes
Beim Schriftlichen Ausdruck besteht nur eine einzige Aufgabe, deren Bewältigung insgesamt 60 Minuten in Anspruch nimmt. Hier stellt sich die Frage, wie viel man schreiben muss. In der Regel geht man davon aus, dass ein normaler Prüfungsteilnehmer 5 bis max. 15 Minuten braucht, um ein Konzept zu entwickeln und auf dem Konzeptpapier eine einfache Gliederung bzw. einige Notizen zu schreiben. Manche Prüfungsteilnehmer brauchen dazu noch ein paar Minuten Zeit, um Stichwörter zu sammeln. Angenommen, dass man dann einen Text direkt auf dem Schreibbogen schreibt, hat man noch etwa 50 Minuten, um einen Text zu verfassen. Es ist wünschenswert, dass man in dieser Zeit einen Text mit etwa 400 Wörtern schreibt. Dieses Ziel ist jedoch für viele chinesischen Prüfungsteilnehmer ein wenig zu hoch gesteckt. Es wird davon ausgegangen, dass die meisten chinesischen Prüfungsteilnehmer einen Text mit etwa 350 Wörtern in der gegebenen Zeit gut realisieren kann. Versuchen Sie bitte in eigener Regie, einen richtig zusammenhängenden Text mit mindestens 350 Wörtern zu schreiben. Dabei muss man besonders den Zusammenhang beachten. Wenn Sie schaffen, einen klaren Zusammenhang herzustellen und bei Ihren Lesern den Eindruck zu erwecken, dass der Text eine Ganzheit ist, dann kann man Ihnen gratulieren,“Sie haben’s geschafft!“ Denn in diesem Fall ist weder die Textlänge noch die grammatische Korrektheit für die Benotung von Ihrem schriftlichen Ausdruck entscheidend. Wenn Sie die gegebene Grafik deutlich beschrieben und Ihre auf dieser Basis grundierte Ansicht klar formuliert haben, dann haben Sie sehr gute Chance auf eine 4 oder sogar eine 5.
2.2. Aller Anfang ist schwer, aber ...
Aller Anfang ist schwer, aber nicht für jemanden, der systematisch und vorbereitet vorgeht. Wenn man zuerst überlegt, wohin der entstehende Text gehen soll, dann kann man relativ leicht ein Konzept entwickeln. Das heißt, die eigentliche These bzw. Aussage soll das Zentrum bzw. die „Seele“ des Textes bilden. Alles andere, sei es der Textanfang einschließlich der Einführung in die Thematik und die Fragestellung zur Thematik, sei es die Beschreibung der Grafik, sei es die Argumentation, sind Mittel zum Zweck. Diese Mittel sollen Ihre Leser Schritt für Schritt zu Ihrer zentralen Aussage im Text „verführen“. Also, man fängt beim Verfassen eines Textes nicht mit dem Textanfang an, sondern mit der Kernaussage. In klaren Worten: zuerst überlegen, was und wie man schreibt, erst dann mit der Handlung „Schreiben“ beginnen.
Sollte das oben Gesagte Sie nicht überzeugen können, denken Sie bitte daran, dass wir hier nicht mit der Poesie zu tun haben, sondern mit Sachtexten, die deskriptiv und argumentativ sein sollen.
2.3 Dosierter Einsatz von passenden Redemitteln
Um verschiedene Teile des Textes zu einer Ganzheit zu machen, ist es unumgänglich, passende Redemittel dosiert einzusetzten.
Hier geht es in erster Linie um sprachliche Mittel, die verschiedene Textteile aufeinander beziehen. In der Regel soll man am Anfang des Textes, beim Übergang von der Einführung zur Fragestellung, vom Einleitungsteil zur Grafikbeschreibung, von der Beschreibung zum argumentativen Hauptteil und vom Hauptteil zur Schlussfolgerung Redemittel einsetzen. Allerdings darf keine Anhäufung von Redemitteln vorkommen.
2.4 Pflegen eines Nominalstils
Beim Sachtext soll es doch sachlich bleiben. Ein Nominalstil ist das passende Mittel zum Zweck der Sachlichkeit. Wenn wir beispielsweise darüber sprechen, wie sich die Weltbevölkerung entwickelt, kann man im anschließenden Satz gleich die Nominalisierung „Die Entwicklung der Weltbevölkerung“ einsetzen. Der Einsatz von Nominalisierungen verkettet Sätze zu einer größeren Einheit, die sowohl den sprachlichen als auch den inhaltlichen Aspekt berücksichtigt. Also: Bereiten Sie bitte einige gängige Nominalisierungen vor und setzen Sie bei der Prüfung auch einige davon ein.
2.5 Psychologische Tipps
Bei einer Prüfung geht es oft auch darum, ob man die Prüfer überzeugt. Das Überzeugen der Prüfer setzt jedoch auch eine Rücksichtsnahme der Prüfer durch einen Prüfungsteilnehmer voraus. Beim Schriftlichen Ausdruck sind zwei Aspekte besonders wichtig. Eine unangemessene Schriftgröße ist für die Leser (hier : die Prüfer!) leider nicht augenfreundlich. Unser Tipp: Beachten Sie unbedingt auf die Schriftgröße. Die sollte nicht zu klein sein. Zu groß darf es natürlich auch nicht sein. Von der äußeren Erscheinung her muss man dafür sorgen, dass der Text am Ende sauber aussieht und gut leselich ist. Ein weiterer Aspekt in der Sache ist, dass der Text eine gewisse Wissenschaftlichkeit aufweisen sollte. Mit ein paar z.B. in Latein oder Altgriechisch verwurzelten Wörtern kann ein Text schön „dekoriert“ werden. Die Dekoration „suggeriert“ den Prüfern, dass der Prüfungsteilnehmer über fundierte Sprachkenntnisse verfügt.