1.
Es wohnt' ein Müller an jenem Teich,
lauf, Müller, lauf!
der hatt' eine Tochter, und die war reich.
Lauf, Müller, lauf wie die Katze nach der Maus;
potz Himmeldonnerwetter, Müller, lauf, lauf, lauf!
|: Und tu' dein Schlappmaul auf! :|
Nicht weit ab wohnt ein Edelmann,
lauf, Müller, lauf!
der wollte des Müllers Tochter han.
Der Edelmann hat einen Knecht,
lauf, Müller, lauf!
und was er tat, das war ihm recht.
"Guten Tag, guten Tag, Frau Müllerin,
lauf, Müller, lauf!
wo stell' ich denn meinen Habersack hin?"
"So stell' ihn nur in jene Eck',
lauf, Müller, lauf!
g'rad neben meiner Tochter Bett."
Und als sie kam, die Mitternacht,
lauf, Müller, lauf!
es in dem Sack lebendig ward.
Die Tochter schrie, die Tochter schrie:
lauf, Müller, lauf!
"Es ist ein Dieb in uns'rer Mühl'."
"Ach Mutter, ach Mutter, kommt mit Licht,
lauf, Müller, lauf!
der Habersack schon auf mir liegt."
"Es ist kein Dieb, es ist kein Dieb,
lauf, Müller, lauf!
es ist ein Edelmann, der hat dich lieb."
"Einen Edelmann, den mag ich nicht,
lauf, Müller, lauf!
einem braven Burschen versag' ich mich nicht."
"Ein' braven Burschen muss ich hab'n,
lauf, Müller, lauf!
und müsst ich ihn aus dem Boden grab'n."