1.
|: Es war'n einmal zwei junge Knab'n,
die wollten in die Fremde geh'n. :|
Dem einen hat's schlecht ergangen,
ein König nahm ihn gefangen,
gefangen nahm er ihn.
|: Als nun das Mädchen erfahren hat,
dass er gefangen saß, :|
da ging sie mit Trauern und Weinen
zu Straßburg wohl über den Rheine
bis vor des Hauptmanns Haus.
|: Ach Hauptmann, lieber Hauptmann mein,
eine Bitt' hab ich an euch: :|
Den Gefangenen, den sollt ihr mir schenken,
sein Leben soll ihm gedenken,
ja schenken sollt ihr mir ihn!
|: Ach Mädchen, liebes Mädchen mein,
das kann und darf nicht sein! :|
Der Gefangene der muss sterben,
Gottes Reich soll er erwerben,
ja sterben muss er bald!
|: Das Mädchen dreht sich um und um
und spricht kein Wörtchen mehr; :|
sie ging mit Trauern und Weinen
zu Straßburg wohl über den Rheine
bis vor des Gefang'nen Haus.
es kann und darf nicht sein; :|
der Gefang'ne und der muss sterben,
Gottes Reich soll er erwerben,
ja sterben musst du bald!
|: Was zog sie unter ihrer Schürze vor?
Ein Tüchlein kreideweiß: :|
Nimm hin, du Hübscher und Feiner,
du herzallerliebster meiner!
Trock'n ab den kalten Schweiß.
|: Was zog er von dem Finger?
Einen Ring von feinstem Gold: :|
Nimm hin, du Hübsche und Feine,
du herzallerliebste meine.
Den Ring trag nach meinem Tod!
|: Was soll ich mit dem Ringlein tun,
wenn ich's nicht tragen darf? :|
Leg ihn in Kisten und Kasten,
lass ihn ruh'n, lass ihn rosten und rasten
bis an den jüngsten Tag.